Praktische Entnazifizierung jetzt!

Am 8. Mai diesen Jahres jährt sich der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus an der Macht zum 76. Mal. Vor 76 Jahren kapitulierte die Wehrmacht bedingungslos und die militärischen Kämpfe ums ehemalige sogenannte Deutsche Reich endeten mit dem Sieg der Alliierten. Wir halten es für notwendig, an diesem Tag den Opfern des Naziregimes und der Shoah zu gedenken und dafür zu kämpfen, dass sich nichts dergleichen wiederholt. Erinnern heißt auch daran zu erinnern, was noch zu tun ist. In diesem Sinne schließen wir uns dem Aufruf zur praktischen Entnazifizierung an, den Frankfurter Antifaschist*innen im letzten Jahr veröffentlichten – denn noch immer gibt es einiges zu tun!

In diesem Jahr feiern wir den 100. Geburtstag der antifaschistischen Bewegung. Deren Geschichte ist geprägt von Rückschlägen: von staatlicher Repression, deren Angriffe sich auch derzeit wieder häufen, bis hin zum offenen Staatsterrorismus. Noch immer ist das gesellschaftliche Klima geprägt von Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus sowie Homo- und Transfeindlichkeit. Noch immer sind Diskriminierung und Hetze Alltag. Aber wie in den vergangenen 100 Jahren gab und gibt es auch immer Engagierte, die diese Verhältnisse nicht ohne weiteres akzeptieren, sondern sich zusammenschließen, um gegen sie zu kämpfen. Danke, Antifa!

Das Jahr 2021 verdeutlicht auch Kontinuitäten rechten Terrors: Im Juli wird der rechtsterroristische Anschlag von Oslo und Utøya zehn Jahre her sein, der rassistische Anschlag von München fünf. Die Datumsgleichheit ist kein Zufall. Längst entwickelt sich eine extreme Rechte, in der die Täter rechter Attentate gefeiert werden. Die Anschläge von Halle und Hanau verdeutlichen, dass Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien nach wie vor tödliche Konsequenzen haben können. Rechter Terror ist längst kein Einzelfall mehr. Wir rufen dazu auf, den Opfern dieser Anschläge zu gedenken und solidarisch mit den Angehörigen für vollständige Aufklärung und Konsequenzen zu kämpfen!

Rechter Terror ist nur die Spitze des extrem rechten Eisbergs. Autoritäres, rassistisches oder faschistisches Gedankengut ist im Alltag weit weniger sichtbar. Gerade in Frankfurt ist die Existenz organisierter rechter Strukturen für viele weniger offenkundig, und doch sind die Konsequenzen ihrer Ideologie und ihres Handelns im Leben vieler Menschen spürbar. Aber auch hier sind mit AfDlern und NPDlern, Corona-Leugner*innen, Studentenverbindungen, organisierten Antifeministen, Rechtslibertären, Law-&-Order-Politiker*innen von CDU und FDP und anderen zahlreiche organisierte Rechte vorhanden, die wir auf dieser Seite näher vorstellen wollen. Die Auflistung ist exemplarisch und hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit – dennoch freuen wir uns über Ergänzungen!

Wir rufen dazu auf, rechtem Gedankengut offensiv entgegenzutreten, sei es in der Nachbar*innenschaft, im Betrieb, im Stadtparlament, auf der Straße oder in der U-Bahn! Die weitgehende gesellschaftliche Akzeptanz der extremen Rechten darf nicht länger hingenommen werden. Diese Akzeptanz hat viele Facetten: Rechte Verlage, die auf der Buchmesse ausstellen, rassistische Äußerungen am Arbeitsplatz, die sich stiller Akzeptanz sicher sein können, rechte Netzwerke in Behörden, die strukturell gedeckt werden, rechte Terroristen im Schützenverein, von denen niemand etwas gewusst haben will. Damit muss Schluss sein!

Keine Homezone für Nazis!